Hunde: Sind sie wirklich unrein?
Viele Muslime glauben, dass Hunde unrein (najis/نجس) sind und dass ihre Berührung die rituelle Waschung (Wudu) ungültig macht. Einige Hadithe fordern sogar, Hunde zu töten. Aber unterstützt der Koran diesen Glauben?
In diesem Artikel werden wir untersuchen:
- Was der Koran wirklich über Hunde sagt
- Wie oft "Hund" (كلب) und "najis" (نجس) im Koran vorkommen
- Linguistische Analyse aus Lane’s Lexikon
- Hatte der Gesandte das Recht, etwas als haram zu erklären?
- Wie Hunde in Hadithen dargestellt werden
- Wie Hunde heute in muslimischen Ländern behandelt werden
Was sagt der Koran über Hunde?
Der Koran erwähnt Hunde (كلب) viermal und bezeichnet sie nie als unrein:
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Vers | Kontekt |
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7:176 | Eine Metapher, die einen Ungläubigen mit einem hechelnden Hund vergleicht |
18:18 | Der Hund der Gefährten der Höhle, dargestellt als loyal und beschützend |
5:4 | Jagdhunde dürfen Nahrung für Menschen fangen |
📖 Definition von "كلب" laut Lane’s Lexikon
Im Arabisch-Englischen Lexikon von Edward William Lane wird das Wort "كلب" (kalb) auf verschiedene Weise definiert und hat viele Verwendungen im Arabischen. Hier ist eine Aufschlüsselung der Hauptbedeutungen und Beispiele, die Lane liefert:
Hauptdefinition:
كلب (kalb): Hund
Figurative und beleidigende Verwendung:
Eine verachtenswerte oder verächtliche Person: "Kalb" wird manchmal verwendet, um jemanden als "Hund" zu beleidigen, was Niedrigkeit oder niedrigen Status impliziert.

Stellt der Quran Hunde als unrein oder als treue Begleiter dar?
Das "Najis"-Argument: Was sagt der Koran wirklich?
Viele behaupten, dass Hunde najis (unrein) sind, aber der Koran erwähnt dieses Wort nur einmal:
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Vers | Kontekt |
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9:28 | Bezieht sich auf die spirituelle Unreinheit von Polytheisten |
📖 Definition von "نجس" laut Lane’s Lexikon
Bezüglich "نجس" (najs) definiert Lane's Lexikon es als "unrein, schmutzig, dreckig oder unrein". Es wird auch darauf hingewiesen, dass der Begriff sowohl im wörtlichen Sinne, bezogen auf physische Unreinheit, als auch im übertragenen Sinne verwendet wird, beispielsweise zur Beschreibung einer unheilbaren Krankheit.
Wenn der Koran "najis" nie für Hunde verwendet, woher kommt dann dieser Glaube?
Der Gesandte kann keine Dinge als haram erklären
Ein entscheidendes Prinzip im Islam ist, dass nur Allah etwas als haram erklären kann. Die Rolle des Gesandten war es, nur nach dem Koran zu urteilen.
📖 Koran 6:114
"Soll ich denn einen anderen Schiedsrichter als Allah begehren, wo Er es doch ist, der das Buch, ausführlich dargelegt, zu euch herabgesandt hat?"
📖 Koran 5:92
"Und gehorcht Allah und gehorcht dem Gesandten und seht euch vor! Doch wenn ihr euch abkehrt, so wißt, daß Unserem Gesandten nur die deutliche Übermittelung (der Botschaft) obliegt."
📖 Koran 66:1
"O Prophet, warum verbietest du, was Allah dir erlaubt hat.."
Wenn der Prophet selbst korrigiert wurde, weil er etwas verboten hat, das Allah erlaubt hat, wie können dann spätere Gelehrte oder Hadithe Hunde als haram erklären, wenn der Koran dies nicht tut?
Widersprüchliche Hadithe
Der Koran verurteilt Hunde nicht, dennoch stellen einige Hadithe sie negativ dar. Dieser Widerspruch wirft eine wichtige Frage auf: Stimmen diese Hadithe mit dem Koran überein, oder widersprechen sie seiner Botschaft?
Widersprüchliche Hadithe:
📖 Sunan Ibn Majah 3203
Es wurde von Salim überliefert, dass sein Vater sagte: „Ich hörte den Gesandten Allahs seine Stimme erheben und befehlen, dass Hunde getötet werden, und Hunde wurden getötet, außer Jagdhunde oder Hunde, die zur Herdenhaltung gehalten wurden.“
📖 Sahih Muslim 1572
Abu Zubair hörte Jabir b. 'Abdullah (Allah sei mit ihm zufrieden) sagen: „Der Gesandte Allahs befahl uns, Hunde zu töten, und wir führten diesen Befehl so aus, dass wir sogar den Hund töteten, der mit einer Frau aus der Wüste kam. Dann verbot der Gesandte Allahs ihre Tötung. Er (der Prophet) sagte weiter: Es ist eure Pflicht, den pechschwarzen (Hund) mit zwei Flecken (auf den Augen) zu töten, denn er ist ein Teufel.“
Das Problem mit Hadithen:
1. Widerspruch zum Koran: Der Koran erwähnt Hunde positiv oder neutral, während diese Hadithe sie negativ darstellen.
2. Widerspruch untereinander: Einige Hadithe fordern die Tötung aller Hunde, während andere Ausnahmen machen.

"Würde der Gesandte wirklich einen schwarzen Hund als „Teufel“ bezeichnen, wenn der Quran keine solche Unterscheidung trifft?
Wie werden Hunde heute in muslimischen Ländern behandelt?
In vielen mehrheitlich muslimischen Ländern erfahren Hunde unsagbare Grausamkeiten – sie werden vergiftet, erschossen, geschlagen oder zum Verhungern zurückgelassen. Warum? Wegen des Glaubens, dass sie unrein seien.
📖 Koran 6:38
Es gibt keine Tiere auf der Erde und keine Vögel, die mit ihren Flügeln fliegen, die nicht Gemeinschaften wären gleich euch. Wir haben im Buch nichts übergangen. Dann werden sie zu ihrem Herrn versammelt.
Hunde gehören zu den Geschöpfen Allahs. Nirgendwo im Quran steht, dass sie unrein oder unwürdig für Mitgefühl seien. Tatsächlich erwähnt die Surah Al-Kahf (18:18) einen Hund, der die Gefährten der Höhle treu begleitete – eine ehrenvolle Erwähnung, keine Verurteilung.
Doch in einigen Regionen werden Hunde wie Schädlinge behandelt, anstatt wie Lebewesen, die Fürsorge verdienen. Das ist nicht der Islam. Das ist Grausamkeit.
Es ist an der Zeit, uns zu fragen:
Sind unsere Einstellungen gegenüber Hunden vom Quran geprägt – oder von kulturellen Vorurteilen? Wenn alle Geschöpfe Allah gehören, wer sind wir, sie zu misshandeln?
Wir müssen es besser machen. Sprechen wir darüber. Handeln wir. Unterstützen wir Tierheime. Bilden wir andere weiter.
Denn Barmherzigkeit ist nicht nur ein Wert – sie ist eine Pflicht.

"Rechtfertigt Islam die Misshandlung von Allahs Geschöpfen?