Hadith

 

Für viele Muslime basiert ihr Glaube sowohl auf dem Koran als auch auf den Hadithen.

Während der Koran als das direkte Wort Allahs angesehen wird, sind die Hadithe – angebliche Überlieferungen über die Worte und Taten des Propheten Mohammed – für viele eine notwendige Ergänzung dazu. Doch stellt sich die Frage: Unterstützt der Koran diese Auffassung überhaupt? Sollten Muslime Hadithe als festen Bestandteil ihres Glaubens betrachten?

 

Schauen wir uns diese Frage genauer an – anhand des Korans und seiner Verwendung des Begriffs „Hadith“.

 

Was bedeutet „Hadith“?

 

Das arabische Wort „Hadith“ (حديث) stammt von der Wurzel ḥ-d-th (حدث) und bedeutet so viel wie „sprechen“, „erzählen“ oder „berichten“. Laut Lane’s Lexikon bezeichnet ḥadith eine Erzählung, Geschichte oder einen Bericht.

 

 

Das Wort „Hadith“ wird im Koran etwa 23 Mal erwähnt – jedoch nie in dem Sinne, dass es eine von Gott vorgeschriebene zweite Rechtsquelle sein soll.

 

Stattdessen verwendet der Koran den Begriff „Hadith“ in verschiedenen Bedeutungen:

 

1. Erzählungen und Geschichten

 

  • Hat dich die Geschichte (Hadith) von Musa erreicht? (20:9)
  • Hast du von der Geschichte (Hadith) der ehrenvollen Gäste Ibrahims gehört? (51:24)

 

 

2. Der Koran selbst als bester Hadith

 

  • Und wer ist wahrhaftiger in seiner Erzählung (Hadith) als Gott? (4:87)
  • "Wahrlich, in ihren Geschichten ist eine Lehre für diejenigen, die Verstand haben. Es ist kein erfundener Hadith, sondern eine Bestätigung dessen, was vorher war, eine ausführliche Darlegung aller Dinge, eine Rechtleitung und Barmherzigkeit für Menschen, die glauben. (12:111)
  • Allah hat den besten Hadith herabgesandt. (39:23)

 

3. Warnungen vor anderen Hadithen neben dem Koran

 

  • An welche Erzählung (Hadith) nach diesem wollen sie denn glauben? (7:185)
  • Manche Menschen kaufen sich unterhaltsame Geschichten (Hadith), um damit ohne Wissen von Gottes Weg abzulenken und ihn ins Lächerliche zu ziehen. Sie erwartet eine erniedrigende Strafe. (31:6)
  • Das sind die Zeichen Gottes, die wir dir in Wahrheit vortragen. An welche Erzählung (Hadith) nach Gott und Seinen Zeichen wollen sie denn glauben? (45:6)
  • Dann sollen sie doch eine Erzählung (Hadith) vorbringen, die dem gleichkommt, wenn sie die Wahrheit sagen. (52:34)
  • An welche Erzählung (Hadith) nach diesem wollen sie denn glauben? (77:50)

Hadith-Literatur: Ein menschliches Werk

 

Die Sammlung der Hadithe war alles andere als eine göttliche Offenbarung. Sie basierte auf mündlichen Überlieferungen, die über mehrere Generationen weitergegeben wurden. Jeder Hadith ist mit einer Kette von Überlieferern (Isnad) versehen, die angeblich bis zum Propheten zurückverfolgt werden kann.

 

Hier ein Beispiel für eine typische Hadith-Überlieferung:

 

"Es wurde von 'Abdullah bin 'Umar überliefert, dass sein Vater sagte: Der Prophet sprach: ‚Wer dies und das tut...‘"

 

Fällt dir auf, wie stark diese Berichte auf Hörensagen basieren?

Eine Entscheidung auf Grundlage des Korans

 

Am Ende bleibt die Frage:

 

  • Ruft der Koran wirklich dazu auf, sich auf Hadithe zu verlassen?
  • Kann etwas so Unsicheres wie mündliche Überlieferungen neben dem Koran als göttliche Rechtleitung bestehen?